Dienstag, 24. November 2009

4 - Der Mensch (,) das Tier

„… Bagdad starben wieder 12 Zivilisten und 3 Soldaten bei der Explosion einer Autobombe.“

„Der Global Oil Vorstandsvorsitzende Reiner Neumann wurde heute Nacht ermordet.

Einem Polizeisprecher zufolge wurde Neumann durch einen Schuss in den Kopf getötet.

Genaueres steht noch nicht fest. Neumann war…“ *klack*

Ich hasse schlechte Nachrichten am Morgen. Sowas sollte man den Leuten auf dem Weg zur Arbeit oder sonstwo hin nicht auf die Nase binden. Wie soll man denn jemandem einen guten Morgen wünschen wenn man 5 Minuten vorher vom Tot einiger Menschen erfahren hat. Ich lese ja auch nicht die Witze in der Zeitung und Lach dann bei den Todesanzeigen immer noch.

Egal, ich bin am Ziel. Der Baumarkt.

Beim aussteigen werde ich gleich von Werbung für Rasentrimmer und Gartenliegen beschallt die aus den krächzenden Lautsprechern kommt, die hoch oben auf Masten über den ganzen Parkplatz verteilt sind. Leider wurde beim aufstellen der Lautsprecher nicht darüber nachgedacht, dass die riesige Betonfassade des Baumarkts und die gegenübergelegenen Häuser eine Art akustisches Ping Pong veranstalten und so verschmilzt der Werbejingle zu einem einzigen halligen Brei.

Schnell weg hier...

Ich stürme durch die automatische Schiebetür und bleibe dabei mit der Schulter am rechten gläsernen Flügel hängen, da die Tür langsamer als erwartet öffnet, oder lauf ich einfach nur zu schnell?

Drinnen läuft auch wieder Werbung, diesmal allerdings klar verständlich, trotzdem will ich so schnell wie möglich wieder aus dieser Konsumhölle raus, also wende ich mich an eine Verkäuferin.

"Wo finde ich Seile?"

"Oh, guten Tag, sie suchen Seile? Die finden sie dort vorne im 4. Gang links, dann sehen sie gleich unser großes Sortiment an Seilen, Suchen sie ein bestimmtes Seil?"

"Nur Seile, Danke"

Sie will gerade zu einer weiteren Frage ansetzen, als ich mit vorgehaltener Hand an ihr vorbei in Richtung des 4. Ganges gehe.

Links meinte sie...

Fuck...

Die ganze rechte Ganghälfte steht voll mit Regalen an denen Seile in 100 verschiedenen Längen, Materialien und Farben hängen. Von der Rolle, fertig Verpackt, dicke, mittel, dünne, aus Nylon, Polyester, Stahl, oder Hanf, in Rot Gelb Grün Schwarz Weiß oder Naturfarben, wer zur Hölle braucht so viele verschiedene Seile?

In der Mitte des Ganges steht ein Mann und begutachtet gerade akribisch ein Hanfseil.

Als er mich sieht zwinkert er mir zu und meint:

"Wir veranstalten ein Tauziehen, wissen sie. Und Dieses Seil ist gut geeignet, das ist griffig uns strapazierfähig.“

Ich mag Menschen nicht die einem ohne gefragt zu werden ihre halbe Lebensgeschichte erzählen, aber der Typ kommt wie gerufen. Griffig und strapazierfähig sind genau die Eigenschaften die ich suche.

Obwohl ich gerade gar keine Lust hab zu jemandem freundlich zu sein unterdrücke ich meinen Ekel für diesen nach billigem Kunststoff stinkenden Baumarkt Gang und frage den geschwätzigen Mann, der anscheinend einiges über Seile weiß, mit aller gespielten freundlichkeit und guter Laune:

„Sie scheinen sich ja auszukennen, wissen sie zufällig welches Seil man nehmen sollte wenn man Lederhandschuhen trägt?“

Der Mann lacht.

„Lederhandschuhe? Wollen sie etwa jemanden umbringen?“

Fuck you Vincent, Fuck you…

„Aber nein, natürlich nicht. Ich baue gerade ein Baumhaus für meinen Sohn und der Spielt mit seinen Freunden immer Geheimagent, dabei trägt er Lederhandschuhe, wenn er sie nicht wieder irgendwo hin verlegt hat. Er soll ja nicht abrutschen und sich verletzen, wissen sie.“

Wie zum Henker kam ich denn jetzt auf diese schmalzige Scheiße? Manchmal überrascht mich mein Talent für glaubhafte Lügen selbst.

„Achso, verstehe. Dann sollten sie auf keinen Fall ein Kunststoff Seil kaufen, Hanf ist da am besten.“

Kurz gehalten bedanke ich mich, packe mir ein Hanfseil und gehe mit schnellen Schritten in Richtung Kasse und bezahle bei der dicken Kassiererin 24,95 €, bevor ich zwischen den gläsernen Schiebetüren wieder ins Freie stürme um nach Luft zu schnappe als wäre ich gerade 5 Minuten unter Wasser gewesen.

Das reicht. Heute gibt’s keine Menschen oder komisch riechende Geschäfte mehr, jetzt geht’s nach Hause vor den Fernseher.

Mal sehen… *zap*

Bullshit… *zap*

Bullshit… *zap*

Bullshit… *zap*

Eine Doku über Löwen in der Paarungszeit… naja immer noch interessanter als die Probleme anderer Leute in irgendwelchen Talkshows.

Die Tiefe ruhige Stimme des Sprechers kommentiert:

„…Das Löwen Männchen schleicht einige Minuten um Das Weibchen herum und signalisiert durch brüllen und sanfte Rempler gegen das Hintertiel der Löwin seine paarungsbereitschaft. Sobald das Weibchen für den Akt bereit ist, beißt sie dem Löwen sanft in den Hals um sich gleich anschließend zu unterwerfen. Der fast doppelt so große Löwen Bulle besteigt das Weibchen von hinten und beißt ihr, ohne sie ernsthaft zu verletzen in den Nacken. Dies hat zwei Gründe, einerseits hält sich das Männchen durch den Biss in den Nacken auf der Löwin, andererseits behält er so die Kontrolle über das Geschehen. …“

Von wegen hält sich auf der Löwin, das ganze sieht eher aus wie ein Kampf und nicht wie ein Paarungsakt.

Es ist schon später geworden und im Hochhaus gegenüber brennen nur noch wenige Lichter. Mal sehen was die Nachbarn so treiben. Mit dem Zielfernrohr meines Scharfschützengewehrs visiere ich Fenster um Fenster an und suche nach etwas spannendem. Viele sehen fern, wenige lesen oder sitzen gesellig zusammen und in einem gibt es etwas was mich interessiert.

Es ist ein Schlafzimmer, erleuchtet durch einen Deckenstrahler, in der Mitte des Zimmers Steht ein massives Bett aus Holz mit goldenen Verzierungen. Der Schrank, die Kommode und der Spiegel sind im gleichen Stil gehalten wie das Bett. Auf dem hellen Dielenboden liegt großer, roter persisch anmutender Teppich auf dem das Bett steht. Über dem Bett hängt ein Bild.

Eine Wüstenlandschaft bei Sonnenaufgang… oder Sonnenuntergang, so genau kann ich das nicht deuten, die Sonne steht auf jeden Fall tief über den goldenen Dünen. In der Mitte des Bildes liegt ein in große schwarze Tücher gehüllter Mann. Seinen Kopf schützt er mit einem Kopftuch das auch um Mund und Nase gebunden wurde, sodass nur noch die Augen freiliegen, vor dem Wüstenwind, der die Enden des Kopftuchs wehen lässt. Er blickt in die Landschaft während er sich auf einem Unterarm abstützt auf dem eine blonde, nackte Frau schläft die sich halb in sein Gewand eingewickelt hat. Eine Schulter und der halbe Rücken liegen frei. Diese beiden liegen auf einem großen, roten, persisch anmutenden Teppich.

Es scheint so, als wäre dieses Schlafzimmer bewusst und gezielt nach Vorbild des Bildes auf das Bett ausgerichtet.

Ein glatt rasierter Mann mit dunklen, mittellangen Haaren und eine Frau mit langen, blonden Haaren kommen ins Zimmer. Das Schlafzimmer beeindruckt sie, denn sie schaut sich fasziniert um. Als sie das Bild sieht sagt sie irgendwas zu ihm. Leider hab ich da drüben keine Abhörwanze versteckt…

Schlagartig verändert sich ihr Gesichtsausdruck von fasziniert in verführerisch während sie sich auf das Bett wirft. Sie muss etwas hochspringen, denn die Matratze geht ihr bis zur Hüfte.

Langsam und ohne sie dabei aus den Augen zu lassen geht der Mann von einer Seite des Bettes zur anderen, bevor er mit der Nase an ihre Hüfte stupst worauf sie etwas zur Seite rückt. Auf allen vieren kriecht er langsam ins Bett bis sich die beiden Körper gegenüberstehen. Ihre zierlichen Hände packen seinen Kopf und neigen ihn zur Seite damit sich ihre roten Lippen mit den darunter herausstehenden Zähnen in Richtung seines Halses bewegen können. Der Biss macht ihn wild, denn ruckartig packt er ihre Hände und drückt sie links und rechts neben ihrem Kopf in die Matratze während die beiden anfangen sich wild zu küssen. Es dauert nicht lange bis die ersten Kleidungsstücke durch die Luft auf den Boden fliegen. Außer bei seinem T-Shirt und ihrem Träger-Top lösen sich die Lippen der beiden nicht voneinander. Es dauert fast länger das Kondom auszupacken und überzuziehen als das ausziehen der Kleidung, denn alle beide zucken vor Geilheit. Das ganze sieht eher aus wie ein Kampf und nicht wie ein Akt der Liebe. Sie packt ihn an der Hüfte und drückt diese langsam zwischen ihre Beine, dabei reißt sie ihren Mund auf als hätte sie unerträgliche Schmerzen, allerdings bezweifle ich, dass das Schmerzen sind was sie da verspürt.

Er beißt sie in den Hals…

Die Natur war unglaublich unkreativ beim entwickeln der Paarungsmethoden.

Freitag, 6. März 2009

3 - Der Feuchte Traum

„Haben sie den Auftrag ausgeführt?“
„Nein, habe ich nicht“
„Wieso nicht?“
Mr. X klingt verwirrt.
Immer das selbe, meine Auftraggeber sind nie sehr kreativ. Ich verlange doch nur von ihnen einen Decknamen, damit ihre wahre Identität gewahrt bleibt und jeder zweite kommt an mit Namen wie Mysterious oder Mr. X .
Ich glaube den nächsten Auftrag der mir von einem Mr. X angeboten wird lehne ich ab bis er sich etwas besseres einfallen lässt, oder ich verdopple mein Honorar.

„Weil ich mit einem Vornamen, einem verschwommenen Bild auf dem man nichts erkennt und nur einem Straßennamen nicht arbeiten kann. Waren sie überhaupt schon einmal in der Markstraße?
1,34 km lang 187 Mehrfamilienhäuser und an jedem mindestens 8 Klingeln. In der ganzen Straße gibt es mindestens 10 Maries , wenn nicht sogar mehr, denn viele schreiben Ihren Vornamen nicht auf ihr Klingelschild.“
Ich knalle ihm den braunen Briefumschlag auf die Brust, damit er sich seine sogenannten Informationen noch einmal anschaut.
„Soll ich die ganze Straße in die Luft Sprengen, oder wie haben sie sich das Vorgestellt?! Mr. X …“
Langsam werde ich echt etwas aggressiv, denn sowas hab ich noch nie erlebt, soll jemanden umbringen, aber weiß nicht wen. Total Idiotisch.
Während mein Auftraggeber in dem Briefumschlag herumstöbert, zünde ich mir zur Beruhigung eine Zigarette an und betrachte die verrosteten und verdreckten Stahlträger aus denen die Brücke gebaut ist, unter der wir stehen, die über den Fluss in die Stadt führ. Kein schöner Ort, denn überall liegt Müll der aus den Autos geworfen wurde die diese Brücke überqueren. Im Schilf am Flussufer verwest gerade irgend etwas, das riecht man. Ich zucke zusammen, als eine Ratte aus dem hohen Gras kommt, direkt an mir vorbei auf eine Burgertüte zurennt und darin verschwindet.
„Was haben sie für ein Problem?“
Die Stimme von Mr. X schreckt die Ratte auf, die Burgertüte wackelt und kurz darauf rennt sie mit einem halben Burgerbrötchen im Maul wieder in Richtung des hohen Grases. Ich verfolge die Ratte mit meinem Blick und warte bis sie verschwunden ist bevor ich antworte.
„Das fragen sie mich jetzt nicht im ernst? Wie soll ich so meinen Job machen? Ich brauche mehr Informationen!“
„Marie Hopes , Markstraße 45 a 2. Stock rechte Tür, keine Kinder, keinen Ehemann, keine Mitbewohner. Und das Foto ist gestochen scharf, das könnte sie als Passfoto verwenden! Sind sie Blind? Das steht hier alles…“
„Das kann nicht sein, zeigen sie her!“
„Stop Vincent!“
Verdammt, woher weiß der Typ meinen Namen, ich benutze nie meinen richtigen Namen. Nur Sophie kennt ihn, und sonst nenne ich mich immer nur Michael Elron.
„Du hast es vermasselt Vinc … und jetzt weißt du schon zu viel um weiter zu leben.“
„Schnappt ihn euch“
Drei wirklich finstere Typen tauchen wie aus dem nichts auf. Aber woher kommen die? Ich hab doch vorher die ganze Gegend gesichert und er kam alleine. Zwei halten mich fest und einer prügelt mit einem vergoldeten Schlagring solange auf mich ein bis ich mich nichtmehr selbst auf den Beinen halten kann und in die Arme der beiden anderen zusammensacke. Sie schleifen mich zum Fluss und drücken meinen Kopf Unterwasser. Zappelnd versuche ich mich mit letzter Kraft zu befreien, aber es gelingt mir nicht.

„Vinc…? Vincent... Vincent…!“ Diese stimme kenn ich doch.
Auf einmal ist alles ruhig. Alles anders.
Kein plätscherndes Wasser, keine Typen die mich festhalten, keine Schmerzen, keine Kälte.























„Vincent, wach auf!“
Sophie?
Auf einmal spür ich doch wieder Schmerz, allerdings nur eine Ohrfeige und als ich meine Augen öffne sehe ich Sophie. Anfangs zwar verschwommen, aber nach kurzer Zeit wird mein Blick wieder klaar.
„Was? Wie? Wer?... Wo bin ich?“
„Du hattest einen Traum.“
Ich fange mir nochmal eine Ohrfeige ein und auf einmal bin ich hell wach.
„Du hast mich zu Tode erschreckt, als du so zappelnd im Bett lagst!“ schreit sie mich fast an und fällt mir dann um den Hals. Die Zuckungen die durch ihren Körper huschen, verraten mir, dass sie den Tränen sehr nahe ist. Aber sie beherrscht sich und fährt mir, statt zu weinen, mit ihren zierlichen Händen durchs Haar während sie mich immer noch fest umschlingt. Ihr Atem zieht an meinem linken Ohr vorbei wie ein warmer Sommerwind durch die Blätter eines Baumes. Gänsehaut macht sich auf meinem kompletten Körper breit, denn diese wärme, diese Zärtlichkeit die von Sophie ausgestrahlt wird ist überwältigend.
Einige Minuten vergehen bis sich unsere Umarmung langsam lockert.

Es ist mehr zwischen Sophie und mir als nur das Verhältnis zwischen Mädchen für eine Nacht und Kunde. Zwar kann ich nicht genau definieren was, aber irgendwas ist da. Ihr geht es nicht anders, sagte sie mir mal bei einem langen Gespräch das wir geführt hatten, als ich sie mal wieder, wie so oft, für eine ganze Nacht bezahlt hatte.
Ihre Blicke und die Scene geradeeben bestätigen, dass sie nicht lügt.
„Ich hatte Angst . Angst du wurdest vergiftet oder sowas.“
„Es war nur einen Traum, mehr nicht“
„Bist du in deinem Traum gestorben?“ frägt sie mit flacher Stimme
„Nein, es gab einen Kampf und ich habe jemanden erwürgt.“ Log ich um ihr nicht noch mehr Angst zu machen, denn sie glaubt, dass Menschen träumen können was irgendwann mal passiert.
Komisch war dieser Traum trotzdem, ich kann mich an jedes Detail erinnern. Die meisten Träume werden vergessen, sobald man aufsteht aber diesen kann ich nicht vergessen.
Wer ist Marie Hopes?
Weshalb konnte ich das Gesicht auf dem Bild nicht erkennen?
Es war alles so echt. Der Gestank unter der Brücke, Mr.X , die Ratte, die Typen die mich verprügelten und der Schmerz.
Wenigstens muss ich jetzt nichtmehr an mir selbst zweifeln, denn die drei Schläger kamen wirklich aus dem Nichts, war ja ein Traum in dem alles möglich ist.
Eines allerdings beschäftigt mich noch besonders.
Ich erinnere mich noch an eine Zahlenfolge auf der Rückseite des Bilds, die per Hand drauf geschrieben wurde.
00056-42301
Was hat das zu bedeuten?

„Vincent? Wir wäre es mit Frühstück?“ Sophie reißt mich aus meinen Gedanken.
„Fantastische Idee, ich brauch jetzt erstmal nen richtig starken Kaffee.“
Kaffee schwarz, Orangensaft, Spiegeleier mit Bacon, frische Brötchen und diverse Konfitüren gehören zu jedem ordentlichen Frühstück einfach dazu.
Wir frühstücken an einem so warmen und klaren Sommermorgen wie diesem immer auf dem Balkon, damit wir das rege Treiben auf der Straße beobachten können. Uns gefällt das, den Passanten meistens nicht.
Wir Frühstücken übrigens immer nackt…

Fortsetzung folgt…

Freitag, 27. Februar 2009

2 - Sophie

Nachdem ich das Dach des Hochhauses verlassen hatte, verstaute ich den Koffer mit dem Scharfschützengewehr in meinem abgewrackten Kleinwagen und machte mich zu Fuß auf den Weg zu Sophie. Der Nachtclub in dem sie arbeitet war nicht weit entfernt und ein kleiner Spaziergang konnte, nachdem der Vater tot war, nicht schaden. Dachte ich …

Nur noch 3 Straßenblöcke bis zu meinem Ziel. Ich bin gerade in einer kleineren Seitenstraße, vier Jugendliche kommen mir entgegen. Drei von ihnen tragen Quer gestreifte Sweatshirts mit widerlichen Farbkombinationen wie Schweinchenrosa mit Braun und Kotzgrün mit Lila. Nur einer ist komplett in Weiß gekleidet. Soll das jetzt modern sein, oder in? Sieht auf jeden Fall scheiße aus. Der Typ hatt auch einen ganz komischen Gang. Sieht aus als hätte er sich gerade in die Hose gemacht und hat dabei noch Juckpulver unter den Achseln. Egal, ich behalte meinen Weg bei. Erst als sich die Gruppe spaltet und ich zwischen ihnen bin bemerkte ich die komischen Frisuren die sie tragen, vorne kurz und hinten lang. Ich verknife mir lieber einen Kommentar über ihr aussehen, sonst pöbeln die noch…

„Hey Spacko“

…rum.

Ich laufe noch ein paar Schritte, bleibe dann stehen und drehe mich mit genervtem Gesichtsausdruck um.

„Meinst du etwa mich?“

„Natürlich, siehst du hier noch irgendjemand anderen?!“

„Die da?“ ich nicke in Richtung der restlichen drei, die in einer Reihe hinter dem weißen Typen Aufstellung genommen haben.

„Denkst du ich beleidige meine Freunde, oder was? Denkst du ich bin blöd? Willst du mich beleidigen?!“

„Was zum Teufel willst du von mir?“

„Du hast mich angerempelt, was soll das? Willst du Stress?“

Was? So viel Bullshit in einem Satz hab ich schon lang nichtmehr gehört.

Mich überkommt das leichte Gefühl, aus dieser Situation ohne Gewalt nichtmehr raus zu kommen, denn jeder Versuch von Konversation prallte an seinem vakuumgefüllten Schädel ab und wirft eine schwachsinnige Gegenfrage zurück. Also bin ich gewillt ihm seinen Wunsch nach Schmerz und Demütigung um den er offensichtlich bettelte zu erfüllen.

„Ja, ich hab jetzt total Bock auf Streit“

Mit einem mal baut er sich zehn Zentimeter vor mir auf und starrt mich mit wutversuchter Mine an. Es fällt mir wirklich schwer ihn nicht auszulachen, denn ein nach Babypuder riechendes Vokuhila Bübchen mit Glasdiamanten im Ohr ist alles andere als Furchterregend.

Ich trete einen Schritt zurück und ziehe meine Schallgedämpfte Pistole und meinen leicht geschwungenen Dolch aus der Jacke hervor um ihm beides verkehrtherum entgegen zu halten. Beim Anblick der Waffen verging ihm wohl die Lust auf Streit, denn er weicht zurück und sieht mich an wie ein verprügelter Hund. Eigentlich könnte ich mich jetzt umdrehen und weitergehen, aber der Typ ging mir so auf die Nerven, dass ich die Nummer durchziehe.

„Wähle eine Waffe“

„Öh, Wie? Was?

„Ich sagte wähle eine Waffe! Rede ich undeutlich?“

Ein normaler Mensch wäre spätestens in diesem Augenblick abgehauen, aber der Verstand dieser niedrigen Lebensform reicht wohl nicht aus um an Flucht zu denken, stattdessen greift der Weiße Typ schlagartig nach der Pistole in meiner rechten Hand und richtet den lauf um 90° nach links gedreht auf mich, dabei drehte er seinen Oberkörper zur Seite, und lehnte sich etwas zurück. Sichere Überlegenheit macht sich auf seinem Gesicht breit.

„Wow, ein echter Profi. … weiß sogar wie man eine Pistole richtig hält.“

Mit der Haltung würde er nicht einmal einen LKW aus einem Meter Entfernung treffen.

„Natürlich, was denkst du denn?“

„Dann erschieß mich jetzt doch“

Er zögert, doch dann…

*Klack* … *Klack**Klack*

Verzweifelt reißt er mit dem Finger am Abzug herum, doch nichts geschieht.

Dass ist meine Einsatz, ich reiße den Dolch hoch und steche mit solcher Wucht in seine Waffenhand, dass ich spüre, wie die Spitze einen Knochen spaltet und auf der anderen Seite der Hand auf meine Pistole stößt, die anschließend zu Boden fällt.

Die weißen Klamotten mit Blut überströmt, liegt er nun am Boden, kreischt wie ein Kleinkind und starrt auf seine durchbohrte Hand, in der immer noch mein Dolch steckt. Ich hebe meine Pistole auf, gehe zu ihm und packe seine Hand um mit einem Ruck die Klinge heraus zu ziehen, was ihn zum Weinen und schreien bringt.

„Du Schwachmat hast wohl noch nie was von entsichern und durchladen gehört, was?

Wieso nimmst du dann eine Waffe die du nicht benutzen kannst?“

„Und jetzt verschwindet!“ sage ich zu den drei Jungs die einfach nur geschockt da stehen, während ich mit meiner Waffe die Straße hinauf deute um ihnen den Weg zu zeigen auf dem sie abhauen sollen.

„Und vergesst euren Kumpel nicht!“

Einer sprintet sofort los als er die Pistole auf sich gerichtet sieht, die anderen beiden reißen ihren wimmernden Freund vom Boden hoch und ergriffen ebenfalls die Flucht.

Gewalt ist nicht immer eine Lösung, doch gegen gnadenlose Dummheit hilft eben nichts anderes.

Endlich kann ich zu Sophie.

Gelassen laufe ich weiter bis ich endlich, mit einer halben Stunde Verspätung die Tür zum „Violett“ öffne.

Ein freudiges lächeln ,macht sich auf dem Gesicht von Vio, der Puffmutter, breit als ich zu ihr an die Bar gehe, nicht weil ich ein Kunde bin der Geld dabei hat, sondern weil man mich hier kennt und schätzt.

„Hallo Vinc, Whisky wie immer?“

„Nein, drei Tequila.“

„ drei?“

„Einen für dich, zwei für mich“ ich zwinkere ihr zu und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen.

„Wohl nen miesen Tag gehabt, was? Wieso bekomm ich nur einen?“

„Weil du noch arbeiten musst. Auf dem Weg hierher hatte ich ein paar kleine Komplikationen mit vier halbstarken.“

Ein Mädchen, dass ich hier zum ersten mal sehe, setzt sich neben mich und schlingt ihren Arm über meine Schultern.

„Na Süßer, wie wäre es mit uns?“

„Lass ihn Raya, er interessiert sich nur für eine.“

„Und das bin ich, nichtwahr?“

„Nein… Raya … das bist du nicht.“ „Wo ist Sophie eigentlich“ den Blick auf Vio gerichtet.

Raya zieht beleidigt ab und setzt sich wieder zu den anderen an den Tisch, wo sie aufgebracht irgendwas über mich gackert.

„Entschuldige, sie ist neu hier. Sophie ist noch oben, aber wehe dir wenn du sie wieder bei der Arbeit störst wie das letzte mal!“

„Da war ich stock betrunken und hatte einen wirklich miesen Tag.“

„Ja ich weiß, laufen konntest du nichtmehr, hast es aber trotzdem noch geschafft ihren Kunden krankenhausreif zu schlagen. Ich musste ihm das verdammte Geld zurückgeben Vincent!“

Ich knalle ihr einen 500er auf den Tresen als Wiedergutmachung.

„Und? Was fehlt?“

Augenrollend antworte ich „Tut mir leid, kommt nicht wieder vor“

„So, ist‘s gut“

„Was fehlt? Soll ich verdursten während ich warte? Jetzt den Whiskey … bitte Vio“

Frauen, da ist man schon zu spät und man muss trotzdem noch auf sie warten.

Egal, im Augenwinkel sehe ich wie jemand die Treppe herunterkommt. Obwohl man nur Umrisse erkennt, weiß ich dass es Sophie ist, denn ihre Figur ist unverkennbar und vor allem ihr Kopf.

Viele mögen es als bizarr bezeichnen, aber eine Glatze auf dem richtigen Kopf kann unglaublich sexy sein, besonders in Kombination mit diesen unglaublich braunen und tiefen Augen.

Langsam schreitet sie in ihrem dunkelblauen langen Abendkleid die breite Treppe hinunter, die zu den „Gästezimmern“ hinaufführt. Hier tragen übrigens alle Mädchen Kleider, mit ein Grund für die Beliebtheit dieses Bordells.

„Vinc, ich hab auf dich gewartet“ haucht sie mir ins Ohr, als sie hinter mir vorbei geht um sich zu mir an die Bar setzt.

„Komisch, ich auch… Hol deinen Mantel, wir gehen zu mir“

„Aber…“ setzt Vio an. Ich Lege ihr nochmal zwei 500er Scheine auf den Tisch „… na gut, aber vergiss ihr Taschengeld nicht!“

„Das würde ich doch nie, bis bald Vio“

Mit Sophies Auto machen wir uns auf den Weg zu mir und endlich kann ich das machen worauf ich mich schon den ganzen Tag gefreut habe.

Fortsetzung folgt…

Montag, 23. Februar 2009

1 - Der Vater

"Liest du mir noch eine Gutenachtgeschichte vor Daddy?"
"Aber natürlich mein Engel, welche möchtest du denn gerne hören?"
Das kleine Mädchen schließt kurz die Augen und sagt dann:
"Die vom kleinen Eichhörnchen mit den Nüssen"

Ich erspare euch die Geschichte von kleinen Eichhörnchen mit den Nüssen, und schildere euch lieber das Geschehen nach der Geschichte.

Der Vater schließt langsam das Buch und legt es auf den Nachttisch, anschließend deckt er das kleine Mädchen fest zu und gibt ihr einen Gutenachtkuss auf die Stirn. Was für eine passende Körperstelle für den letzten Kuss. Er steht auf, löscht das Licht und schließt die Tür.

Mit behutsamen Schritten macht er sich auf zum Schlafzimmer, dabei klackern die Absätze seiner Lacklederederschuhe auf dem Parkettboden. Abhörwanzen sind doch einfach was schönes, selbst aus einiger Entfernung hört man noch was in der Wohnung vor sich geht.
Langsam öffnet er die Schlafzimmertür um zu überprüfen, ob seine Frau schön schläft.
Natürlich schläft sie, das macht sie jeden Tag um diese Uhrzeit, aber wahrscheinlich sieht er ihr einfach gerne beim schlafen zu, denn er bleibt einige Minuten im Türrahmen stehen… wie jeden Tag. Wie kann man nur so ein eintöniges Leben leben? Ich sehe darin keinen Reiz einen Tag wie den anderen zu absolvieren, im Endeffekt hat man dann doch weniger Tage gelebt, denn wieso sollte man doppelte Tage zum Leben dazuzählen?
Egal, er hat mal wieder seine 5 Minuten Schlafspannen erledigt und wird sich jetzt auf den Weg zu seinem Sessel im Wohnzimmer machen, dort wird er erstmal Platz nehmen, nur um 5 Sekunden später wieder aufzustehen und die Fernbedienung zu holen, die auf dem Fernsehen selbst liegt. So ein Schwachsinn, eine Fernbedienung ist dazu da den Fernseher zu bedienen ohne hinlaufen zu müssen. Seine Frau hat das wohl noch nicht verstanden.
Mal wieder schaltet er diese volkommen niveaulose Late-Night Sendung ein, ab jetzt hat er noch genau 8 Minuten. Ich zünde mir erstmal eine Zigarette an, und beobachte den Verkehr auf der Hauptstraße, die zwischen dem Hochhaus auf dem ich bin und dem meines Ziels verläuft. Er holt sich sowieso gleich erstmal ein Bier aus dem Kühlschrank, in dieser Zeit kann ich eh nichts machen.

Autos hupen, irgendwo ist gerade ein Glas zerbrochen und im Park bellen sich zwei Hunde an, als würden sie sich gleich zerfleischen. All diese Geräusche blende ich aus, denn jetzt ist es soweit. Der Vater sitzt mit einem Bier in der Hand wieder in seinem Sessel und sieht fern.
Ich strecke noch schnell meinen Zeigefinger aus um sicherzugehen, dass er im entscheidenden Moment nicht verkrampft, ich atme flach damit ich ihn nicht verfehle, viesiere an und dann drücke ich ab.

Mit zur seite geneigtem Kopf sitzt er nun da, ein kleines Loch im Fensterglas und seiner Stirn, durch das nicht nur Blut, sondern auch sein Leben nach draußen quillt. Mehr nicht, nur ein kleines Loch und doch hab ich schon wieder einem Menschen das Leben genommen. Aber daran habe ich mich schon seid Jahren gewöhnt.

Vor morgen früh wird niemand den Vater entdecken, denn seine Frau hat einen tiefen Schlaf, der bis morgens um 6 Uhr andauert. Woher ich das weiß? Beobachten ist alles, gerade in meinem Gewerbe ist langfristiges beschatten eine Grundlage für einen Mord der unaufgeklärt bleiben soll. 4 Wochen schon beobachte ich diesen Mann und seine Familie.

Dafür werde ich bezahlt, töten.

Der Vater war ein hochrangiges Mitglied eines Ölkonzerns, allerdings ist er wohl ein paar gewissen Leuten etwas zu rege geworden, weshalb er nun sterben musste.
Alles nur Vermutungen, denn ich bekomme ja immer nur einen Namen, eine Adresse und ein Bild. Er war nicht mal ein schlechter Mensch, ganz im Gegenteil, er war gut zu seiner Frau und seiner Tochter, liebte Tiere und gab sogar mal einem Penner 30 Euro.

Ich fange langsam an mein Scharfschützengewehr zu zerlegen und die Einzelteile in einen mit Schaumstoff ausgekleideten schwarzen Lederkoffer zu legen, bevor ich mich durchs Treppenhaus des Hochhauses von Dach schleiche.

Heute muss ich nicht mal den Auftraggeber anrufen, wie immer anonym, denn morgen wird der Mord sowieso in alle Nachrichtensendungen zu sehen sein und übermorgen steht in den Zeitungen:

"Ölguru heimtückisch ermordet"
"Die Polizei tappt im Dunkeln"

Aber was soll man machen, Job ist Job und genau genommen hab ich heute nichts anderes gemacht als die Kassiererin im Supermarkt oder der Börsenmakler, ich habe Geld verdient, und das nicht zu wenig. Und das werde ich jetzt erstmal ausgeben, ich kenne da einen schönen Nachtclub in dem ich mir auch erstmal ein Alibi kaufen kann, für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Polizei mich verdächtigt. Meine lieblings Nutte Sophie ist dafür wie geschaffen.

Mein Name ist Vincent Marekova und ich bin Killer.
 

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