Montag, 23. Februar 2009

1 - Der Vater

"Liest du mir noch eine Gutenachtgeschichte vor Daddy?"
"Aber natürlich mein Engel, welche möchtest du denn gerne hören?"
Das kleine Mädchen schließt kurz die Augen und sagt dann:
"Die vom kleinen Eichhörnchen mit den Nüssen"

Ich erspare euch die Geschichte von kleinen Eichhörnchen mit den Nüssen, und schildere euch lieber das Geschehen nach der Geschichte.

Der Vater schließt langsam das Buch und legt es auf den Nachttisch, anschließend deckt er das kleine Mädchen fest zu und gibt ihr einen Gutenachtkuss auf die Stirn. Was für eine passende Körperstelle für den letzten Kuss. Er steht auf, löscht das Licht und schließt die Tür.

Mit behutsamen Schritten macht er sich auf zum Schlafzimmer, dabei klackern die Absätze seiner Lacklederederschuhe auf dem Parkettboden. Abhörwanzen sind doch einfach was schönes, selbst aus einiger Entfernung hört man noch was in der Wohnung vor sich geht.
Langsam öffnet er die Schlafzimmertür um zu überprüfen, ob seine Frau schön schläft.
Natürlich schläft sie, das macht sie jeden Tag um diese Uhrzeit, aber wahrscheinlich sieht er ihr einfach gerne beim schlafen zu, denn er bleibt einige Minuten im Türrahmen stehen… wie jeden Tag. Wie kann man nur so ein eintöniges Leben leben? Ich sehe darin keinen Reiz einen Tag wie den anderen zu absolvieren, im Endeffekt hat man dann doch weniger Tage gelebt, denn wieso sollte man doppelte Tage zum Leben dazuzählen?
Egal, er hat mal wieder seine 5 Minuten Schlafspannen erledigt und wird sich jetzt auf den Weg zu seinem Sessel im Wohnzimmer machen, dort wird er erstmal Platz nehmen, nur um 5 Sekunden später wieder aufzustehen und die Fernbedienung zu holen, die auf dem Fernsehen selbst liegt. So ein Schwachsinn, eine Fernbedienung ist dazu da den Fernseher zu bedienen ohne hinlaufen zu müssen. Seine Frau hat das wohl noch nicht verstanden.
Mal wieder schaltet er diese volkommen niveaulose Late-Night Sendung ein, ab jetzt hat er noch genau 8 Minuten. Ich zünde mir erstmal eine Zigarette an, und beobachte den Verkehr auf der Hauptstraße, die zwischen dem Hochhaus auf dem ich bin und dem meines Ziels verläuft. Er holt sich sowieso gleich erstmal ein Bier aus dem Kühlschrank, in dieser Zeit kann ich eh nichts machen.

Autos hupen, irgendwo ist gerade ein Glas zerbrochen und im Park bellen sich zwei Hunde an, als würden sie sich gleich zerfleischen. All diese Geräusche blende ich aus, denn jetzt ist es soweit. Der Vater sitzt mit einem Bier in der Hand wieder in seinem Sessel und sieht fern.
Ich strecke noch schnell meinen Zeigefinger aus um sicherzugehen, dass er im entscheidenden Moment nicht verkrampft, ich atme flach damit ich ihn nicht verfehle, viesiere an und dann drücke ich ab.

Mit zur seite geneigtem Kopf sitzt er nun da, ein kleines Loch im Fensterglas und seiner Stirn, durch das nicht nur Blut, sondern auch sein Leben nach draußen quillt. Mehr nicht, nur ein kleines Loch und doch hab ich schon wieder einem Menschen das Leben genommen. Aber daran habe ich mich schon seid Jahren gewöhnt.

Vor morgen früh wird niemand den Vater entdecken, denn seine Frau hat einen tiefen Schlaf, der bis morgens um 6 Uhr andauert. Woher ich das weiß? Beobachten ist alles, gerade in meinem Gewerbe ist langfristiges beschatten eine Grundlage für einen Mord der unaufgeklärt bleiben soll. 4 Wochen schon beobachte ich diesen Mann und seine Familie.

Dafür werde ich bezahlt, töten.

Der Vater war ein hochrangiges Mitglied eines Ölkonzerns, allerdings ist er wohl ein paar gewissen Leuten etwas zu rege geworden, weshalb er nun sterben musste.
Alles nur Vermutungen, denn ich bekomme ja immer nur einen Namen, eine Adresse und ein Bild. Er war nicht mal ein schlechter Mensch, ganz im Gegenteil, er war gut zu seiner Frau und seiner Tochter, liebte Tiere und gab sogar mal einem Penner 30 Euro.

Ich fange langsam an mein Scharfschützengewehr zu zerlegen und die Einzelteile in einen mit Schaumstoff ausgekleideten schwarzen Lederkoffer zu legen, bevor ich mich durchs Treppenhaus des Hochhauses von Dach schleiche.

Heute muss ich nicht mal den Auftraggeber anrufen, wie immer anonym, denn morgen wird der Mord sowieso in alle Nachrichtensendungen zu sehen sein und übermorgen steht in den Zeitungen:

"Ölguru heimtückisch ermordet"
"Die Polizei tappt im Dunkeln"

Aber was soll man machen, Job ist Job und genau genommen hab ich heute nichts anderes gemacht als die Kassiererin im Supermarkt oder der Börsenmakler, ich habe Geld verdient, und das nicht zu wenig. Und das werde ich jetzt erstmal ausgeben, ich kenne da einen schönen Nachtclub in dem ich mir auch erstmal ein Alibi kaufen kann, für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Polizei mich verdächtigt. Meine lieblings Nutte Sophie ist dafür wie geschaffen.

Mein Name ist Vincent Marekova und ich bin Killer.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 

kostenloser Counter
Poker Blog