Freitag, 6. März 2009

3 - Der Feuchte Traum

„Haben sie den Auftrag ausgeführt?“
„Nein, habe ich nicht“
„Wieso nicht?“
Mr. X klingt verwirrt.
Immer das selbe, meine Auftraggeber sind nie sehr kreativ. Ich verlange doch nur von ihnen einen Decknamen, damit ihre wahre Identität gewahrt bleibt und jeder zweite kommt an mit Namen wie Mysterious oder Mr. X .
Ich glaube den nächsten Auftrag der mir von einem Mr. X angeboten wird lehne ich ab bis er sich etwas besseres einfallen lässt, oder ich verdopple mein Honorar.

„Weil ich mit einem Vornamen, einem verschwommenen Bild auf dem man nichts erkennt und nur einem Straßennamen nicht arbeiten kann. Waren sie überhaupt schon einmal in der Markstraße?
1,34 km lang 187 Mehrfamilienhäuser und an jedem mindestens 8 Klingeln. In der ganzen Straße gibt es mindestens 10 Maries , wenn nicht sogar mehr, denn viele schreiben Ihren Vornamen nicht auf ihr Klingelschild.“
Ich knalle ihm den braunen Briefumschlag auf die Brust, damit er sich seine sogenannten Informationen noch einmal anschaut.
„Soll ich die ganze Straße in die Luft Sprengen, oder wie haben sie sich das Vorgestellt?! Mr. X …“
Langsam werde ich echt etwas aggressiv, denn sowas hab ich noch nie erlebt, soll jemanden umbringen, aber weiß nicht wen. Total Idiotisch.
Während mein Auftraggeber in dem Briefumschlag herumstöbert, zünde ich mir zur Beruhigung eine Zigarette an und betrachte die verrosteten und verdreckten Stahlträger aus denen die Brücke gebaut ist, unter der wir stehen, die über den Fluss in die Stadt führ. Kein schöner Ort, denn überall liegt Müll der aus den Autos geworfen wurde die diese Brücke überqueren. Im Schilf am Flussufer verwest gerade irgend etwas, das riecht man. Ich zucke zusammen, als eine Ratte aus dem hohen Gras kommt, direkt an mir vorbei auf eine Burgertüte zurennt und darin verschwindet.
„Was haben sie für ein Problem?“
Die Stimme von Mr. X schreckt die Ratte auf, die Burgertüte wackelt und kurz darauf rennt sie mit einem halben Burgerbrötchen im Maul wieder in Richtung des hohen Grases. Ich verfolge die Ratte mit meinem Blick und warte bis sie verschwunden ist bevor ich antworte.
„Das fragen sie mich jetzt nicht im ernst? Wie soll ich so meinen Job machen? Ich brauche mehr Informationen!“
„Marie Hopes , Markstraße 45 a 2. Stock rechte Tür, keine Kinder, keinen Ehemann, keine Mitbewohner. Und das Foto ist gestochen scharf, das könnte sie als Passfoto verwenden! Sind sie Blind? Das steht hier alles…“
„Das kann nicht sein, zeigen sie her!“
„Stop Vincent!“
Verdammt, woher weiß der Typ meinen Namen, ich benutze nie meinen richtigen Namen. Nur Sophie kennt ihn, und sonst nenne ich mich immer nur Michael Elron.
„Du hast es vermasselt Vinc … und jetzt weißt du schon zu viel um weiter zu leben.“
„Schnappt ihn euch“
Drei wirklich finstere Typen tauchen wie aus dem nichts auf. Aber woher kommen die? Ich hab doch vorher die ganze Gegend gesichert und er kam alleine. Zwei halten mich fest und einer prügelt mit einem vergoldeten Schlagring solange auf mich ein bis ich mich nichtmehr selbst auf den Beinen halten kann und in die Arme der beiden anderen zusammensacke. Sie schleifen mich zum Fluss und drücken meinen Kopf Unterwasser. Zappelnd versuche ich mich mit letzter Kraft zu befreien, aber es gelingt mir nicht.

„Vinc…? Vincent... Vincent…!“ Diese stimme kenn ich doch.
Auf einmal ist alles ruhig. Alles anders.
Kein plätscherndes Wasser, keine Typen die mich festhalten, keine Schmerzen, keine Kälte.























„Vincent, wach auf!“
Sophie?
Auf einmal spür ich doch wieder Schmerz, allerdings nur eine Ohrfeige und als ich meine Augen öffne sehe ich Sophie. Anfangs zwar verschwommen, aber nach kurzer Zeit wird mein Blick wieder klaar.
„Was? Wie? Wer?... Wo bin ich?“
„Du hattest einen Traum.“
Ich fange mir nochmal eine Ohrfeige ein und auf einmal bin ich hell wach.
„Du hast mich zu Tode erschreckt, als du so zappelnd im Bett lagst!“ schreit sie mich fast an und fällt mir dann um den Hals. Die Zuckungen die durch ihren Körper huschen, verraten mir, dass sie den Tränen sehr nahe ist. Aber sie beherrscht sich und fährt mir, statt zu weinen, mit ihren zierlichen Händen durchs Haar während sie mich immer noch fest umschlingt. Ihr Atem zieht an meinem linken Ohr vorbei wie ein warmer Sommerwind durch die Blätter eines Baumes. Gänsehaut macht sich auf meinem kompletten Körper breit, denn diese wärme, diese Zärtlichkeit die von Sophie ausgestrahlt wird ist überwältigend.
Einige Minuten vergehen bis sich unsere Umarmung langsam lockert.

Es ist mehr zwischen Sophie und mir als nur das Verhältnis zwischen Mädchen für eine Nacht und Kunde. Zwar kann ich nicht genau definieren was, aber irgendwas ist da. Ihr geht es nicht anders, sagte sie mir mal bei einem langen Gespräch das wir geführt hatten, als ich sie mal wieder, wie so oft, für eine ganze Nacht bezahlt hatte.
Ihre Blicke und die Scene geradeeben bestätigen, dass sie nicht lügt.
„Ich hatte Angst . Angst du wurdest vergiftet oder sowas.“
„Es war nur einen Traum, mehr nicht“
„Bist du in deinem Traum gestorben?“ frägt sie mit flacher Stimme
„Nein, es gab einen Kampf und ich habe jemanden erwürgt.“ Log ich um ihr nicht noch mehr Angst zu machen, denn sie glaubt, dass Menschen träumen können was irgendwann mal passiert.
Komisch war dieser Traum trotzdem, ich kann mich an jedes Detail erinnern. Die meisten Träume werden vergessen, sobald man aufsteht aber diesen kann ich nicht vergessen.
Wer ist Marie Hopes?
Weshalb konnte ich das Gesicht auf dem Bild nicht erkennen?
Es war alles so echt. Der Gestank unter der Brücke, Mr.X , die Ratte, die Typen die mich verprügelten und der Schmerz.
Wenigstens muss ich jetzt nichtmehr an mir selbst zweifeln, denn die drei Schläger kamen wirklich aus dem Nichts, war ja ein Traum in dem alles möglich ist.
Eines allerdings beschäftigt mich noch besonders.
Ich erinnere mich noch an eine Zahlenfolge auf der Rückseite des Bilds, die per Hand drauf geschrieben wurde.
00056-42301
Was hat das zu bedeuten?

„Vincent? Wir wäre es mit Frühstück?“ Sophie reißt mich aus meinen Gedanken.
„Fantastische Idee, ich brauch jetzt erstmal nen richtig starken Kaffee.“
Kaffee schwarz, Orangensaft, Spiegeleier mit Bacon, frische Brötchen und diverse Konfitüren gehören zu jedem ordentlichen Frühstück einfach dazu.
Wir frühstücken an einem so warmen und klaren Sommermorgen wie diesem immer auf dem Balkon, damit wir das rege Treiben auf der Straße beobachten können. Uns gefällt das, den Passanten meistens nicht.
Wir Frühstücken übrigens immer nackt…

Fortsetzung folgt…

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