Freitag, 27. Februar 2009

2 - Sophie

Nachdem ich das Dach des Hochhauses verlassen hatte, verstaute ich den Koffer mit dem Scharfschützengewehr in meinem abgewrackten Kleinwagen und machte mich zu Fuß auf den Weg zu Sophie. Der Nachtclub in dem sie arbeitet war nicht weit entfernt und ein kleiner Spaziergang konnte, nachdem der Vater tot war, nicht schaden. Dachte ich …

Nur noch 3 Straßenblöcke bis zu meinem Ziel. Ich bin gerade in einer kleineren Seitenstraße, vier Jugendliche kommen mir entgegen. Drei von ihnen tragen Quer gestreifte Sweatshirts mit widerlichen Farbkombinationen wie Schweinchenrosa mit Braun und Kotzgrün mit Lila. Nur einer ist komplett in Weiß gekleidet. Soll das jetzt modern sein, oder in? Sieht auf jeden Fall scheiße aus. Der Typ hatt auch einen ganz komischen Gang. Sieht aus als hätte er sich gerade in die Hose gemacht und hat dabei noch Juckpulver unter den Achseln. Egal, ich behalte meinen Weg bei. Erst als sich die Gruppe spaltet und ich zwischen ihnen bin bemerkte ich die komischen Frisuren die sie tragen, vorne kurz und hinten lang. Ich verknife mir lieber einen Kommentar über ihr aussehen, sonst pöbeln die noch…

„Hey Spacko“

…rum.

Ich laufe noch ein paar Schritte, bleibe dann stehen und drehe mich mit genervtem Gesichtsausdruck um.

„Meinst du etwa mich?“

„Natürlich, siehst du hier noch irgendjemand anderen?!“

„Die da?“ ich nicke in Richtung der restlichen drei, die in einer Reihe hinter dem weißen Typen Aufstellung genommen haben.

„Denkst du ich beleidige meine Freunde, oder was? Denkst du ich bin blöd? Willst du mich beleidigen?!“

„Was zum Teufel willst du von mir?“

„Du hast mich angerempelt, was soll das? Willst du Stress?“

Was? So viel Bullshit in einem Satz hab ich schon lang nichtmehr gehört.

Mich überkommt das leichte Gefühl, aus dieser Situation ohne Gewalt nichtmehr raus zu kommen, denn jeder Versuch von Konversation prallte an seinem vakuumgefüllten Schädel ab und wirft eine schwachsinnige Gegenfrage zurück. Also bin ich gewillt ihm seinen Wunsch nach Schmerz und Demütigung um den er offensichtlich bettelte zu erfüllen.

„Ja, ich hab jetzt total Bock auf Streit“

Mit einem mal baut er sich zehn Zentimeter vor mir auf und starrt mich mit wutversuchter Mine an. Es fällt mir wirklich schwer ihn nicht auszulachen, denn ein nach Babypuder riechendes Vokuhila Bübchen mit Glasdiamanten im Ohr ist alles andere als Furchterregend.

Ich trete einen Schritt zurück und ziehe meine Schallgedämpfte Pistole und meinen leicht geschwungenen Dolch aus der Jacke hervor um ihm beides verkehrtherum entgegen zu halten. Beim Anblick der Waffen verging ihm wohl die Lust auf Streit, denn er weicht zurück und sieht mich an wie ein verprügelter Hund. Eigentlich könnte ich mich jetzt umdrehen und weitergehen, aber der Typ ging mir so auf die Nerven, dass ich die Nummer durchziehe.

„Wähle eine Waffe“

„Öh, Wie? Was?

„Ich sagte wähle eine Waffe! Rede ich undeutlich?“

Ein normaler Mensch wäre spätestens in diesem Augenblick abgehauen, aber der Verstand dieser niedrigen Lebensform reicht wohl nicht aus um an Flucht zu denken, stattdessen greift der Weiße Typ schlagartig nach der Pistole in meiner rechten Hand und richtet den lauf um 90° nach links gedreht auf mich, dabei drehte er seinen Oberkörper zur Seite, und lehnte sich etwas zurück. Sichere Überlegenheit macht sich auf seinem Gesicht breit.

„Wow, ein echter Profi. … weiß sogar wie man eine Pistole richtig hält.“

Mit der Haltung würde er nicht einmal einen LKW aus einem Meter Entfernung treffen.

„Natürlich, was denkst du denn?“

„Dann erschieß mich jetzt doch“

Er zögert, doch dann…

*Klack* … *Klack**Klack*

Verzweifelt reißt er mit dem Finger am Abzug herum, doch nichts geschieht.

Dass ist meine Einsatz, ich reiße den Dolch hoch und steche mit solcher Wucht in seine Waffenhand, dass ich spüre, wie die Spitze einen Knochen spaltet und auf der anderen Seite der Hand auf meine Pistole stößt, die anschließend zu Boden fällt.

Die weißen Klamotten mit Blut überströmt, liegt er nun am Boden, kreischt wie ein Kleinkind und starrt auf seine durchbohrte Hand, in der immer noch mein Dolch steckt. Ich hebe meine Pistole auf, gehe zu ihm und packe seine Hand um mit einem Ruck die Klinge heraus zu ziehen, was ihn zum Weinen und schreien bringt.

„Du Schwachmat hast wohl noch nie was von entsichern und durchladen gehört, was?

Wieso nimmst du dann eine Waffe die du nicht benutzen kannst?“

„Und jetzt verschwindet!“ sage ich zu den drei Jungs die einfach nur geschockt da stehen, während ich mit meiner Waffe die Straße hinauf deute um ihnen den Weg zu zeigen auf dem sie abhauen sollen.

„Und vergesst euren Kumpel nicht!“

Einer sprintet sofort los als er die Pistole auf sich gerichtet sieht, die anderen beiden reißen ihren wimmernden Freund vom Boden hoch und ergriffen ebenfalls die Flucht.

Gewalt ist nicht immer eine Lösung, doch gegen gnadenlose Dummheit hilft eben nichts anderes.

Endlich kann ich zu Sophie.

Gelassen laufe ich weiter bis ich endlich, mit einer halben Stunde Verspätung die Tür zum „Violett“ öffne.

Ein freudiges lächeln ,macht sich auf dem Gesicht von Vio, der Puffmutter, breit als ich zu ihr an die Bar gehe, nicht weil ich ein Kunde bin der Geld dabei hat, sondern weil man mich hier kennt und schätzt.

„Hallo Vinc, Whisky wie immer?“

„Nein, drei Tequila.“

„ drei?“

„Einen für dich, zwei für mich“ ich zwinkere ihr zu und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen.

„Wohl nen miesen Tag gehabt, was? Wieso bekomm ich nur einen?“

„Weil du noch arbeiten musst. Auf dem Weg hierher hatte ich ein paar kleine Komplikationen mit vier halbstarken.“

Ein Mädchen, dass ich hier zum ersten mal sehe, setzt sich neben mich und schlingt ihren Arm über meine Schultern.

„Na Süßer, wie wäre es mit uns?“

„Lass ihn Raya, er interessiert sich nur für eine.“

„Und das bin ich, nichtwahr?“

„Nein… Raya … das bist du nicht.“ „Wo ist Sophie eigentlich“ den Blick auf Vio gerichtet.

Raya zieht beleidigt ab und setzt sich wieder zu den anderen an den Tisch, wo sie aufgebracht irgendwas über mich gackert.

„Entschuldige, sie ist neu hier. Sophie ist noch oben, aber wehe dir wenn du sie wieder bei der Arbeit störst wie das letzte mal!“

„Da war ich stock betrunken und hatte einen wirklich miesen Tag.“

„Ja ich weiß, laufen konntest du nichtmehr, hast es aber trotzdem noch geschafft ihren Kunden krankenhausreif zu schlagen. Ich musste ihm das verdammte Geld zurückgeben Vincent!“

Ich knalle ihr einen 500er auf den Tresen als Wiedergutmachung.

„Und? Was fehlt?“

Augenrollend antworte ich „Tut mir leid, kommt nicht wieder vor“

„So, ist‘s gut“

„Was fehlt? Soll ich verdursten während ich warte? Jetzt den Whiskey … bitte Vio“

Frauen, da ist man schon zu spät und man muss trotzdem noch auf sie warten.

Egal, im Augenwinkel sehe ich wie jemand die Treppe herunterkommt. Obwohl man nur Umrisse erkennt, weiß ich dass es Sophie ist, denn ihre Figur ist unverkennbar und vor allem ihr Kopf.

Viele mögen es als bizarr bezeichnen, aber eine Glatze auf dem richtigen Kopf kann unglaublich sexy sein, besonders in Kombination mit diesen unglaublich braunen und tiefen Augen.

Langsam schreitet sie in ihrem dunkelblauen langen Abendkleid die breite Treppe hinunter, die zu den „Gästezimmern“ hinaufführt. Hier tragen übrigens alle Mädchen Kleider, mit ein Grund für die Beliebtheit dieses Bordells.

„Vinc, ich hab auf dich gewartet“ haucht sie mir ins Ohr, als sie hinter mir vorbei geht um sich zu mir an die Bar setzt.

„Komisch, ich auch… Hol deinen Mantel, wir gehen zu mir“

„Aber…“ setzt Vio an. Ich Lege ihr nochmal zwei 500er Scheine auf den Tisch „… na gut, aber vergiss ihr Taschengeld nicht!“

„Das würde ich doch nie, bis bald Vio“

Mit Sophies Auto machen wir uns auf den Weg zu mir und endlich kann ich das machen worauf ich mich schon den ganzen Tag gefreut habe.

Fortsetzung folgt…

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